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Pflegeversicherung

Was zahlt die Private Krankenversicherung im Pflegefall?

18. Juli 2025

Private Pflegeversicherung als Pflichtschutz

Inhaltsverzeichnis

Die private Pflegeversicherung ist für alle privat Krankenversicherten gesetzlich vorgeschrieben. Sie bietet einen wichtigen Basisschutz im Pflegefall, deckt jedoch nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten ab. Die Leistungen entsprechen denen der gesetzlichen Pflegeversicherung, unterscheiden sich jedoch in der Abrechnung.

Grundlagen der privaten Pflegeversicherung

Was ist die private Pflegepflichtversicherung?

Die private Pflegepflichtversicherung (PPV) ist eine Pflichtversicherung für alle privat Krankenversicherten. Sie folgt dem Grundsatz „Pflegeversicherung folgt Krankenversicherung“. Wer privat krankenversichert ist, muss auch eine private Pflegeversicherung abschließen (private Pflegepflichtversicherung).

Unterschied zur gesetzlichen Pflegeversicherung

Ein wesentlicher Unterschied besteht im Abrechnungsverfahren. Während gesetzlich Versicherte Sachleistungen erhalten und die Pflegekasse direkt mit dem Pflegedienst abrechnet, funktioniert die private Pflegeversicherung nach dem Kostenerstattungsprinzip. Privatversicherte bezahlen zunächst selbst und reichen die Rechnung zur Erstattung ein.

Tabelle Pflegegrade und Leistungsansprüche

Pflegegrad

Pflegegeld (monatlich)

Pflegesachleistungen/Geldleistungen (monatlich)

Pflegegrad 1

0 Euro (kein Anspruch)

0 Euro (kein Anspruch)

Pflegegrad 2

347 Euro

796 Euro

Pflegegrad 3

599 Euro

1.497 Euro

Pflegegrad 4

800 Euro

1.859 Euro

Pflegegrad 5

990 Euro

2.299 Euro

Die fünf Pflegegrade im Überblick

Die Einstufung erfolgt in fünf Pflegegrade abhängig von der Pflegebedürftigkeit:

  • Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit
  • Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit
  • Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit
  • Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit
  • Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen

Leistungen nach Pflegegraden 2025

Ab 2025 wurden alle Pflegeleistungen um 4,5 Prozent erhöht. Die monatlichen Leistungen betragen:

Pflegegeld für häusliche Pflege

  • Pflegegrad 1: 0 Euro (kein Anspruch)
  • Pflegegrad 2: 347 Euro
  • Pflegegrad 3: 599 Euro
  • Pflegegrad 4: 800 Euro
  • Pflegegrad 5: 990 Euro

Pflegesachleistungen/Geldleistungen

  • Pflegegrad 1: 0 Euro (kein Anspruch)
  • Pflegegrad 2: 796 Euro
  • Pflegegrad 3: 1.497 Euro
  • Pflegegrad 4: 1.859 Euro
  • Pflegegrad 5: 2.299 Euro

Tabelle Pflegeleistungen nach Pflegegraden

Pflegegrad

Pflegegeld

Geldleistungen für Pflegehilfe

Vollstationäre Pflege

Tagespflege

Entlastungsbetrag

Pflegegrad 1

0 Euro

0 Euro

0 Euro

0 Euro

131 Euro

Pflegegrad 2

347 Euro

796 Euro

805 Euro

N/A

131 Euro

Pflegegrad 3

599 Euro

1.497 Euro

1.319 Euro

1.357 Euro

N/A

Pflegegrad 4

800 Euro

1.859 Euro

1.855 Euro

1.685 Euro

N/A

Pflegegrad 5

990 Euro

2.299 Euro

2.096 Euro

2.085 Euro

N/A

Was zahlt die private Pflegeversicherung bei Pflegegrad 1?

Bei Pflegegrad 1 erhalten Versicherte kein Pflegegeld. Die einzige Leistung ist der Entlastungsbetrag von 131 Euro monatlich, der zweckgebunden für zusätzliche Betreuungsleistungen eingesetzt werden kann. Für vollstationäre Pflege stehen 131 Euro monatlich zur Verfügung.

Was zahlt die private Pflegeversicherung bei Pflegegrad 2?

Pflegegrad 2 ist der erste Grad mit vollem Leistungsanspruch. Versicherte erhalten:

  • Pflegegeld: 347 Euro monatlich bei häuslicher Pflege
  • Geldleistungen für Pflegehilfe: 796 Euro monatlich
  • Vollstationäre Pflege: 805 Euro monatlich
  • Entlastungsbetrag: 131 Euro monatlich zusätzlich

Beispielrechnung Pflegegrad 2

Bei durchschnittlichen Pflegeheimkosten von 4.000 Euro monatlich würde der Eigenanteil etwa 3.195 Euro betragen (4.000 – 805 Euro Erstattung).

Was zahlt die private Pflegeversicherung bei Pflegegrad 3?

Pflegegrad 3 bietet erhöhte Leistungen für schwere Beeinträchtigungen:

  • Pflegegeld: 599 Euro monatlich
  • Geldleistungen für Pflegehilfe: 1.497 Euro monatlich
  • Vollstationäre Pflege: 1.319 Euro monatlich
  • Tagespflege: 1.357 Euro monatlich

Kombinationsleistungen bei Pflegegrad 3

Versicherte können Geld- und Sachleistungen kombinieren. Beispiel: Bei 75 Prozent Nutzung der Sachleistungen (1.122,75 Euro) stehen noch 25 Prozent des Pflegegeldes zur Verfügung (149,75 Euro).

Was zahlt die private Pflegeversicherung bei Pflegegrad 4?

Pflegegrad 4 umfasst schwerste Beeinträchtigungen:

  • Pflegegeld: 800 Euro monatlich
  • Geldleistungen für Pflegehilfe: 1.859 Euro monatlich
  • Vollstationäre Pflege: 1.855 Euro monatlich
  • Tagespflege: 1.685 Euro monatlich

Bei Pflegegrad 4 reduziert sich der Eigenanteil im Pflegeheim auf etwa 2.145 Euro monatlich.

Was zahlt die private Pflegeversicherung bei Pflegegrad 5?

Pflegegrad 5 bietet die höchsten Leistungen:

  • Pflegegeld: 990 Euro monatlich
  • Geldleistungen für Pflegehilfe: 2.299 Euro monatlich
  • Vollstationäre Pflege: 2.096 Euro monatlich
  • Tagespflege: 2.085 Euro monatlich

Besondere Anforderungen bei Pflegegrad 5

Pflegegrad 5 ist charakterisiert durch schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung. Trotz der höchsten Leistungen verbleibt ein Eigenanteil von etwa 1.904 Euro monatlich im Pflegeheim.

Beiträge zur privaten Pflegeversicherung

Beitragshöhe und Entwicklung

Die Beiträge zur privaten Pflegeversicherung richten sich nach Alter, Gesundheitszustand und Tarif. Für 2025 gelten folgende Höchstbeiträge:

  • Vollversicherte: 198,45 Euro monatlich
  • Beihilfeberechtigte: 79,38 Euro monatlich
  • Ehepaar (Beihilfe): 119,07 Euro monatlich

Beitragssteigerungen 2024/2025

Die Beiträge für Beihilfeberechtigte stiegen 2024 von 43 Euro auf 52 Euro und 2025 weiter auf 79,38 Euro. Diese Steigerungen resultieren aus den Pflegereformen und höheren Leistungsausgaben.

Private Pflegepflichtversicherung: Zusätzliche Leistungen und Ergänzungen

  • Entlastungsbetrag: Alle Pflegebedürftigen erhalten zusätzlich 131 Euro monatlich als Entlastungsbetrag. Dieser kann für zusätzliche Betreuungsleistungen, Haushaltshilfen oder Tagespflege verwendet werden.
  • Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege: Ab Juli 2025 werden Verhinderungs- und Kurzzeitpflege in einem flexiblen Budget von 3.539 Euro jährlich zusammengefasst. Die Leistungen können flexibel zwischen beiden Bereichen aufgeteilt werden.
  • Pflegehilfsmittel: Für Pflegehilfsmittel stehen monatlich 42 Euro zur Verfügung. Diese können für Verbrauchsmaterialien wie Handschuhe, Desinfektionsmittel oder Einmalunterlagen genutzt werden.

Finanzierungslücke und Eigenanteile

Durchschnittliche Eigenanteile

Der durchschnittliche Eigenanteil in deutschen Pflegeheimen beträgt 2.912 Euro monatlich. Regional gibt es deutliche Unterschiede: am höchsten im Saarland (3.603 Euro) und Baden-Württemberg (3.570 Euro), am niedrigsten in Sachsen-Anhalt (2.665 Euro).

Pflegeversicherung Zuschläge zur Entlastung

Seit 2022 erhalten Pflegebedürftige gestaffelte Zuschläge zum pflegebedingten Eigenanteil:

  • Erstes Jahr: 15 Prozent
  • 13-24 Monate: 30 Prozent
  • 25-36 Monate: 50 Prozent
  • Über 36 Monate: 75 Prozent

Pflegezusatzversicherung als Ergänzung

Warum eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll ist?

Die private Pflegepflichtversicherung deckt nur einen Teil der Pflegekosten ab. Eine Pflegezusatzversicherung kann die Versorgungslücke schließen und bietet verschiedene Varianten:

  • Pflegetagegeldversicherung: Feste Tagessätze unabhängig von den tatsächlichen Kosten
  • Pflegekostenversicherung: Erstattung tatsächlicher Pflegekosten
  • Pflegerentenversicherung: Kombinierte Absicherung mit Rentenkomponente

Private Pflegezusatzversicherung Kosten und Leistungen

Eine Pflegetagegeldversicherung kostet für 33-Jährige etwa 13-32 Euro monatlich. Mit staatlicher Förderung sind Tarife bereits ab 20,54 Euro verfügbar.

Beispielrechnungen für verschiedene Pflegegrade

Beispiel 1: Häusliche Pflege Pflegegrad 3

Monatliche Kosten: 2.217 Euro für ambulante Betreuung
Leistung PPV: 1.497 Euro (Sachleistung) oder 599 Euro (Pflegegeld)
Eigenanteil: 720-1.618 Euro je nach Leistungsart

Beispiel 2: Stationäre Pflege Pflegegrad 4

Monatliche Kosten: 4.000 Euro (Durchschnitt)
Leistung PPV: 1.855 Euro
Eigenanteil: 2.145 Euro
Mit Zuschlag nach 2 Jahren: 1.616 Euro (30% Zuschlag auf pflegebedingten Anteil)

Beispiel 3: Demenz Pflegegrad 2

Monatliche Kosten: 1.500 Euro häusliche Pflege
Leistung PPV: 796 Euro (Sachleistung) oder 347 Euro (Pflegegeld)
Eigenanteil: 704-1.153 Euro je nach Leistungsart

Begutachten und Leistungen beantragen

Antrag auf Pflegeleistungen stellen

Der Antrag auf Pflegeleistungen erfolgt bei der privaten Pflegeversicherung. Die Begutachtung wird durch MEDICPROOF, den Medizinischen Dienst der privaten Versicherungen, durchgeführt.

Begutachtungsverfahren

Die Begutachtung erfolgt in der Regel zu Hause. Dabei werden verschiedene Lebensbereiche bewertet:

  • Mobilität
  • Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
  • Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
  • Selbstversorgung
  • Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Belastungen

Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung

Abrechnungsverfahren

Gesetzlich Versicherte: Direkte Abrechnung zwischen Pflegekasse und Pflegedienst
Privat Versicherte: Kostenerstattung nach Einreichung der Rechnung

Beitragssystem

Gesetzlich: Einkommensabhängige Beiträge (3,6% für Versicherte mit Kindern)
Privat: Risikobasierte Beiträge nach Alter und Gesundheitszustand

Leistungsumfang

Die Leistungen sind in Art und Umfang gleichwertig. Beide Systeme bieten die gleichen Pflegegrade und Leistungsbeträge.

Aktuelle Entwicklungen 2025

Leistungserhöhungen

Alle Pflegeleistungen wurden zum 1. Januar 2025 um 4,5 Prozent erhöht. Dies betrifft:

  • Pflegegeld
  • Pflegesachleistungen
  • Tagespflege
  • Vollstationäre Pflege

Neue Flexibilität bei Kurzzeit- und Verhinderungspflege

Ab Juli 2025 können Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege in einem gemeinsamen Budget von 3.539 Euro jährlich flexibel genutzt werden.

Beitragsentwicklung

Die Beiträge in der privaten Pflegeversicherung stiegen 2025 deutlich an. Hauptursachen sind die demografische Entwicklung und erweiterte Leistungen.

Tipps für Versicherte

  • Frühzeitige Vorsorge: Eine Pflegezusatzversicherung sollte möglichst früh abgeschlossen werden. Junge und gesunde Versicherte profitieren von niedrigen Beiträgen.
  • Kombination von Leistungen: Versicherte können Geld- und Sachleistungen kombinieren. Dies bietet Flexibilität bei der Pflege durch Angehörige und professionelle Dienste.
  • Beratung nutzen: Privatversicherte haben Anspruch auf kostenlose Pflegeberatung durch COMPASS. Diese hilft bei der optimalen Nutzung der Leistungen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) Was zahlt die Private Krankenversicherung im Pflegefall?

1. Muss ich als Privatversicherter eine Pflegeversicherung abschließen?

Ja, die private Pflegeversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie müssen bei Ihrem PKV-Anbieter oder einem anderen privaten Versicherer eine Pflegepflichtversicherung abschließen.

2. Wie unterscheidet sich die Abrechnung zur gesetzlichen Pflegeversicherung?

Bei privater Pflegeversicherung zahlen Sie zunächst selbst und reichen die Rechnung zur Erstattung ein. Gesetzlich Versicherte erhalten Sachleistungen durch direkte Abrechnung.

3. Kann ich zwischen verschiedenen Pflegeleistungen wählen?

Ja, Sie können zwischen Pflegegeld (bei Pflege durch Angehörige) und Geldleistungen für professionelle Pflegedienste wählen. Auch eine Kombination ist möglich.

4. Wie hoch ist der Eigenanteil im Pflegeheim?

Der durchschnittliche Eigenanteil beträgt 2.912 Euro monatlich. Je nach Pflegegrad und Region variiert dieser Betrag erheblich. Mit den Pflegeleistungen reduziert sich der Eigenanteil auf 1.900-3.200 Euro monatlich.

5. Lohnt sich eine Pflegezusatzversicherung?

Eine Pflegezusatzversicherung ist sinnvoll, um die Finanzierungslücke zu schließen. Sie kostet für junge Versicherte ab 13 Euro monatlich und kann erhebliche Eigenanteile reduzieren.