map-Report PKV
map-Report vergleicht Zu- und Abgänge der Privaten Krankenversicherung
18. Januar 2017
Rund 47.200 vollversicherte Kunden haben die privaten Krankenversicherer in Deutschland 2015 verloren. Diese Zahl hat der Branchendienst map-report ermittelt – die Versicherer selbst propagieren die Bestandsentwicklung nicht. Das hat seinen Grund:
Während andere Versicherungszweige wie die Krankenzusatzversicherung, im speziellen die Zahnzusatzversicherung, kräftig wachsen, schrumpft die private Krankenvollversicherung (PKV). Zwar nur um ein halbes Prozent, und es bleiben immer noch 8,8 Millionen Menschen, die sich für diese Form der Absicherung entschieden haben.
Dennoch lässt die Zahl aufhorchen. Welche Gründe stecken dahinter? Und wie sollten Kunden reagieren?
Warum die Private Krankenversicherung so beliebt ist
Inhaltsverzeichnis
Noch vor wenigen Jahren konnten viele private Krankenversicherer junge, gesunde Kunden mit günstigen Beiträgen locken. Neben Beamten (siehe auch Beamtenbeihilfe zur PKV in der Diskussion) und Selbstständigen haben nur gut bezahlte Arbeitnehmer die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Versicherung.
Bei einem freiwilligen Verbleib in der GKV zahlen sie dort den Höchstbeitrag, erhalten aber trotzdem nur die Leistungen eines Kassenpatienten. Mit einem PKV-Vertrag konnten sie also nicht nur Beiträge sparen, sondern kamen auch in den Genuss einer besseren Versorgung.
Leistungen in der PKV deutlich umfangreicher als in der GKV
Die Leistungsunterschiede zwischen Privat- und Kassenpatient sind durch zahlreiche Gesundheitsreformen größer geworden, die Beitragsvorteile dagegen mit dem Zinsniveau dahingeschmolzen. Das System der PKV funktioniert nach dem Prinzip der Kapitaldeckung.
Rückstellungen für höhere Krankheitskosten im Alter müssen Zinsen bringen, sonst geht die Kalkulation nicht auf. Demografischer Wandel und Kosten des medizinischen Fortschritts kommen hinzu. Eine Gegenfinanzierung durch Leistungskürzungen funktioniert nicht, da der Versicherungsumfang vertraglich vereinbart ist. Da bleibt nur das Drehen an der Beitragsschraube.
PKV Kosten im Alter berücksichtigen
Wer sich in jungen Jahren für die PKV entschieden hat, muss später vielleicht erkennen, dass sein Handeln kurzsichtig war. Die PKV kalkuliert individuell nach dem jeweiligen Risiko. Es gibt keine kostenfreie Familienversicherung, und im Rentenalter sinkt der Beitrag nicht mit dem Einkommen.
Kommen Beitragserhöhungen in der PKV hinzu, bleibt vielleicht nur noch der Wechsel in den sogenannten PKV Basistarif. Der darf nicht teurer sein als der Höchstbeitrag zur GKV, gewährt aber auch nur deren Leistungen.
Der Krankenversicherungswechsel: privat gesetzlich
Wer langjährig in der PKV versichert war, kann ab dem 55. Lebensjahr nicht mehr zurück in die GKV. Für jüngere Versicherte gibt es einige legale Tricks, zum Beispiel eine temporäre Absenkung des Einkommens unter die Versicherungspflichtgrenze durch Teilzeitarbeit.
In vielen Fällen ist das aber nicht sinnvoll. Die vom Versicherer gebildeten Alterungsrückstellungen gehen bei einer Kündigung verloren, und die Vorteile der Privatversicherung entfallen in einer Lebensphase, in der man sie vielleicht am nötigsten braucht.
Steigenden PKV Beiträgen durch Beitragsentlastungstarife vorbeugen
Ein häufiges Problem für den PKV-Kunden ist die Finanzierung der Beiträge nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Der Beitrag bleibt, aber der Arbeitgeberzuschuss fällt weg. Er wird zwar ersetzt durch eine Zahlung des Rentenversicherers, diese orientiert sich aber am Rentenniveau und ist deshalb geringer.
Sinnvoll ist es, von Anfang an in der PKV eine Vertragskomponente zur Beitragsentlastung im Alter abzuschließen. Ist der Höchstzuschuss des Arbeitgebers nicht ausgeschöpft, beteiligt der Chef sich sogar an dem Spartopf. Zudem ist der Preisunterschied zwischen PKV und GKV im Rentenalter gar nicht so groß, wie viele denken.
Denn der GKV-Beitrag wird nicht nur von der gesetzlichen Rente berechnet, sondern auch von vielen privaten Renten, insbesondere aus einer betrieblichen Altersversorgung. Das gilt sogar dann, wenn diese als einmalige Kapitalzahlung erbracht wird.
Tarifwechsel innerhalb der PKV nach Beitragserhöhung sinnvoll
Bestandskunden tun gut daran, regelmäßig einen Tarifwechsel beim selben PKV-Versicherer zu prüfen. Vor allem wenn der Versicherer Kunden verliert und Tarife überaltern, lässt sich dadurch sparen. Auf einen Tarifwechsel besteht ein gesetzlich verbrieftes Recht, und der Versicherer muss seine Kunden dazu beraten.
Der Wechsel zu einem anderen Versicherer ist dagegen in aller Regel nicht empfehlenswert, weil für den neuen Vertrag das aktuelle Eintrittsalter und der Gesundheitszustand maßgebend sind. Alterungsrückstellungen können nur zu einem geringen Teil mitgenommen werden.
Testberichte und Empfehlungen der Stiftung Warentest zur privaten Krankenversicherung
Oft lohnt auch der Blick auf die Testberichte und Testergebnisse für die Private Krankenversicherung. Der PKV Vergleich der Stiftung Warentest zeigt sowohl die besten Anbieter und Tarife als auch die aktuellen Empfehlungen der Experten. Eine Übersicht der PKV Testsieger 2017 kann hier gelesen werden.