Versicherungen rücken Biometrische Risiken in den Fokus
Biometrische Risiken: Versicherungen setzen auf Biometrie Produkte
17. Januar 2017
Wer sich mit aktuellen Veröffentlichungen der Lebensversicherungs-Branche beschäftigt, hört ein Stichwort immer häufiger: Biometrie Produkte. Für deutsche Versicherungen scheinen Biometrische Risiken der Ausweg aus der Krise der zu sein.
Ein bekannter Vertreter aus der Biometrie Sparte ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Was hat es mit diesem Schlagwort auf sich?
Biometrie: Mehr als nur die Lebensdauer
Inhaltsverzeichnis
Wörtlich übersetzt ist Biometrie die Messung am Lebewesen. Am häufigsten begegnet uns der Begriff heute, wenn es um Fingerabdruck-Sensoren oder den biometrischen Reisepass geht.
Christoph Bernoulli, Naturwissenschaftler und Statistiker, sprach schon 1841 von Biometrie als statistische Auswertung der Lebensdauer. Auf ihn geht der heutige Sprachgebrauch in der Versicherungswirtschaft zurück.
Erweiternd werden aber nicht nur solche Verträge als Biometrie-Produkte bezeichnet, deren Leistung von der Lebensdauer abhängt. Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung, bei der es um den Verlust der Arbeitskraft durch Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall geht, zählt zu den biometrischen Risiken.
Nur die Versicherungswirtschaft deckt biometrische Risiken
Verwunderlich an der Fokussierung der Lebensversicherung auf Biometrie ist in erster Linie, dass sie erst jetzt stattfindet. Schließlich waren die Produkte schon immer auf die Absicherung biometrischer Risiken ausgelegt. Eine Lebensversicherung zahlt, wenn der Tod unerwartet früh eintritt.
Eine private Rentenversicherung wird zwar umgangssprachlich oft als Lebensversicherung bezeichnet, aber aus biometrischer Sicht deckt sie genau das umgekehrte Risiko. Nun ist ein langes Leben an sich kein Risiko, aber eine Altersversorgung, die eine Rente bis ans Lebensende garantiert, ist schon eine feine Sache.
Das kann kein Banksparplan leisten. Selbst wenn eine Bank ein Riester-Produkt verkauft, muss sie es ab dem 85. Lebensjahr ihres Kunden in eine Rentenversicherung umwandeln.
Biometrische Produkte lösen Lebensversicherung als Kapitalanlage ab
Der Höchstrechnungszins, besser bekannt als Garantiezins, lag von 1994 bis 2000 bei satten 4 %. Dieser Zins gilt für die gesamte Vertragslaufzeit (siehe dazu „steigende Kosten der BU-Versicherung“ Wer also in der ersten Jahreshälfte 2000 mit zwanzig Jahren eine klassische Lebensversicherung mit Endalter 65 abgeschlossen hat, profitiert noch bis 2045 von einer Mindestverzinsung, von der man heute nur träumen kann.
Niedrige Kapitalmarktzinsen gefährden das Geschäftsmodell
Genau diese Garantien laufen den Versicherern heute in mehrfach Hinsicht in die Hacken. Der Höchstrechnungszins liegt seit 2017 bei nur noch 0,9 %. Das ist immer noch viel im Vergleich zu Tages- oder Festgeldern, aber die Kunden erkennen die Vorteile einer biometrischen Absicherung nicht, weil ihnen das Produkt über Jahrzehnte nur als besonderer Sparplan verkauft wurde.
Nach dem schrittweisen Wegfall von Steuerprivilegien fällt nun auch noch der Zins ins Bodenlose. Wozu dann noch eine Lebensversicherung?
Zinszusatzreserve der Versicherer
Um die dauernde Erfüllbarkeit der Verträge auch bei niedrigem Marktzins zu gewährleisten, schreibt der Gesetzgeber eine Zinszusatzreserve vor. Bei großen Unternehmen verschlingt sie viele Milliarden Euro. Gleichzeitig zwingen nicht zu Ende durchdachte Gesetzesänderungen wie die Beteiligung der Kunden an stillen Reserven bei vorzeitiger Kündigung die Versicherer dazu, hoch verzinste Papiere zu verkaufen. Das bringt selbst hervorragend kapitalisierte Unternehmen in Schwierigkeiten.
Rückbesinnung auf Kernfunktionen der Lebensversicherung
In dieser Lage kehren die Lebensversicherer zu ihren Kernfunktionen zurück. Die Absicherung biometrischer Risiken ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sinkenden Niveaus der gesetzlichen Rentenversicherung auch gesellschaftspolitisch enorm bedeutsam.
Alle großen Versicherer beweisen, dass Lösungen auch ohne die klassischen Garantien möglich sind. Die Kunden nehmen die neuen Produkte an. Wer schon einen Nachruf auf die deutsche Lebensversicherung aus der Schublade gezogen hat, sollte ihn wohl besser wieder wegpacken.