Pflegeversicherung
Pflegezusatzversicherung Leistungen – Wann zahlt Private Pflegeversicherung
16. Juli 2025
Die private Pflegeversicherung wird in Deutschland immer wichtiger, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Grundschutz bietet. Während die Pflegepflichtversicherung für alle Krankenversicherten obligatorisch ist, bleibt oft eine erhebliche Versorgungslücke. Hier kommen private Pflegezusatzversicherungen ins Spiel, die verschiedene Leistungen und Erstattungen bieten.
Was ist eine private Pflegeversicherung?
Inhaltsverzeichnis
Pflegepflichtversicherung vs. Pflegezusatzversicherung
Pflegepflichtversicherung ist für alle Krankenversicherten verpflichtend. Privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegepflichtversicherung abschließen, deren Leistungen mit der gesetzlichen Pflegeversicherung gleichwertig sind. Die Abrechnung erfolgt jedoch über das Kostenerstattungsprinzip.
Pflegezusatzversicherung ist eine freiwillige Ergänzung zur Pflegepflichtversicherung. Sie schließt die Versorgungslücke und bietet zusätzliche finanzielle Absicherung im Pflegefall.
Grundprinzip der privaten Pflegeversicherung
Die private Pflegeversicherung funktioniert nach dem Anwartschaftsdeckungsverfahren. Das bedeutet, dass Alterungsrückstellungen gebildet werden, um die Beitragsentwicklung im Alter zu glätten. Je früher der Versicherungsabschluss erfolgt, desto günstiger sind die Beiträge.
Pflegegrade und ihre Bedeutung
Die fünf Pflegegrade im Überblick
Seit 2017 gibt es fünf Pflegegrade statt der früheren drei Pflegestufen. Die Einstufung erfolgt durch den Medizinischen Dienst (MD) bei gesetzlich Versicherten oder durch MEDICPROOF bei privat Versicherten.
- Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
- Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
- Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
- Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit
- Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen
Begutachtungsverfahren
Die Pflegebedürftigkeit wird anhand von sechs Modulen bewertet:
- Mobilität
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
- Selbstversorgung
- Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen
- Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
- Leistungen der privaten Pflegepflichtversicherung
Aktuelle Leistungsbeträge 2025 in der privaten Pflegeversicherung
Die Leistungen der Pflegeversicherung wurden zum 1. Januar 2025 um 4,5 Prozent erhöht:
| Pflegegrad | Pflegegeld (ambulant) | Pflegesachleistung (ambulant) | Vollstationäre Pflege | Tagespflege/Nachtpflege | Entlastungsbetrag |
|---|---|---|---|---|---|
| Pflegegrad 1 | – | – | 131 € | – | 131 € |
| Pflegegrad 2 | 347 € | 796 € | 805 € | 721 € | 131 € |
| Pflegegrad 3 | 599 € | 1.497 € | 1.319 € | 1.357 € | 131 € |
| Pflegegrad 4 | 800 € | 1.859 € | 1.855 € | 1.685 € | 131 € |
| Pflegegrad 5 | 990 € | 2.299 € | 2.096 € | 2.085 € | 131 € |
Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Pflegepflichtversicherung
Leistungsumfang: Die Leistungen sind identisch und im SGB XI geregelt.
Abrechnungsverfahren:
- Gesetzliche Pflegeversicherung: Sachleistungsprinzip (direkte Abrechnung mit Leistungserbringern)
- Private Pflegepflichtversicherung: Kostenerstattungsprinzip (Vorleistung durch Versicherten)
Beitragsgestaltung:
- Gesetzliche Pflegeversicherung: Prozentsatz vom Einkommen
- Private Pflegepflichtversicherung: Risikoadäquate Prämien nach Alter und Gesundheitszustand
Beste Private Pflegeversicherung Vergleich Stiftung Warentest
Arten der privaten Pflegezusatzversicherung
Pflegetagegeldversicherung
Funktionsweise: Die Pflegetagegeldversicherung sieht die Zahlung eines vereinbarten Tagegeldes im Pflegefall vor, unabhängig von den tatsächlichen Kosten.
Vorteile:
- Freie Verwendung des Geldes
- Planbare Leistungen
- Keine Nachweise erforderlich
Nachteile:
- Inflation kann Kaufkraft mindern
- Gesundheitsprüfung erforderlich
Pflegekostenversicherung
Funktionsweise: Erstattung der tatsächlich entstandenen Pflegekosten bis zu einem vereinbarten Höchstbetrag.
Vorteile:
- Automatische Anpassung an Kostenentwicklung
- Prozentuale Erstattung
Nachteile:
- Belege erforderlich
- Keine Leistung bei Pflege durch Angehörige ohne Kostennachweis
Pflegerentenversicherung
Funktionsweise: Zahlung einer monatlichen Rente im Pflegefall.
Vorteile:
- Kombination aus Pflege- und Altersvorsorge
- Kapitalbildung
Nachteile:
- Deutlich höhere Beiträge
- Komplexeres Produkt
Staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung (Pflege-Bahr)
Förderung: 5 Euro monatlich vom Staat (60 Euro jährlich) bei mindestens 10 Euro Eigenbeitrag.
Besonderheiten:
- Keine Gesundheitsprüfung
- Keine Risikozuschläge
- Mindestleistung von 600 Euro bei Pflegegrad 5
- Wartezeit von 5 Jahren
Pflegezusatzversicherung Beiträge und Kosten
Beitragsfaktoren
- Eintrittsalter: Je jünger beim Abschluss, desto günstiger die Beiträge.
- Gesundheitszustand: Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen führen.
- Leistungshöhe: Höhere Absicherung bedeutet höhere Beiträge.
- Versicherungsart: Pflegetagegeld ist meist günstiger als Pflegerente.
Tabelle Übersicht Beispiel-Beiträge nach Alter
| Alter bei Abschluss | Pflegetagegeld (30€/Tag) | Pflege-Bahr (600€ PG5) | Kombination |
|---|---|---|---|
| 25 Jahre | 15-25 € | 10-15 € | 25-40 € |
| 35 Jahre | 25-35 € | 15-20 € | 40-55 € |
| 45 Jahre | 35-50 € | 20-30 € | 55-80 € |
| 55 Jahre | 50-80 € | 30-40 € | 80-120 € |
| 65 Jahre | 80-120 € | 40-60 € | 120-180 € |
Beispiel Berechnungen von Leistungen und Beitrag
Rechenbeispiel 1: Häusliche Pflege
Situation: 67-jähriger Rentner, Pflegegrad 3, häusliche Pflege mit ambulantem Pflegedienst
Monatliche Kosten:
- Ambulanter Pflegedienst: 2.200 €
- Pflegesachleistung der Pflegeversicherung: 1.497 €
- Eigenanteil ohne Zusatzversicherung: 703 €
Mit Pflegetagegeld (40 €/Tag):
- Pflegetagegeld: 1.200 €
- Verbleibender Eigenanteil: 0 € (sogar 497 € Überschuss)
Rechenbeispiel 2: Stationäre Pflege
Situation: 75-jährige Rentnerin, Pflegegrad 4, Pflegeheim
Monatliche Kosten:
- Pflegebedingter Eigenanteil: 1.000 €
- Unterbringung & Verpflegung: 800 €
- Investitionskosten: 500 €
- Gesamtkosten: 2.300 €
Leistungen der Pflegeversicherung:
- Pflegeversicherung: 1.855 €
- Eigenanteil: 445 €
Mit Pflegezusatzversicherung (50 €/Tag):
- Pflegetagegeld: 1.500 €
- Verbleibender Eigenanteil: 0 € (sogar 1.055 € Überschuss)
Rechenbeispiel 3: Pflege-Bahr
Situation: 40-jähriger Angestellter schließt Pflege-Bahr ab
Beiträge:
- Eigenbeitrag: 25 € monatlich
- Staatliche Förderung: 5 € monatlich
- Gesamtbeitrag: 30 € monatlich
Leistungen bei Pflegegrad 5:
- Pflegemonatsgeld: 750 €
- Jahresleistung: 9.000 €
Beitragssumme nach 25 Jahren: 9.000 € (eigene Beiträge: 7.500 €, Förderung: 1.500 €)
Versorgungslücke in der gesetzlichen Pflege
Tabelle Durchschnittliche Pflegeheim-Kosten
| Kostenposition | Durchschnittlich | Eigenanteil nach Pflegeversicherung |
|---|---|---|
| Pflegebedingter Eigenanteil | 800-1.200 € | Ja |
| Unterbringung & Verpflegung | 700-1.000 € | Vollständig |
| Investitionskosten | 400-600 € | Vollständig |
| Ausbildungsumlage | 20-50 € | Vollständig |
| Gesamt monatlich | 1.920-2.850 € | – |
Finanzielle Belastung ohne Zusatzversicherung zur Pflege
Bei einem durchschnittlichen Pflegeheim-Platz von 2.500 € monatlich und einer Pflegeversicherungsleistung von 1.855 € (Pflegegrad 4) verbleibt ein Eigenanteil von 645 € monatlich oder 7.740 € jährlich.
Steuerliche Aspekte
Beiträge zur Pflegeversicherung steuerlich absetzbar
Pflegepflichtversicherung: Beiträge sind vollständig als Sonderausgaben absetzbar.
Pflegezusatzversicherung: Beiträge können als Vorsorgeaufwendungen geltend gemacht werden, jedoch meist nur im Rahmen der Höchstbeträge.
Pflege-Bahr Förderung
Die staatliche Förderung von 60 € jährlich wird direkt an die Versicherung gezahlt und ist nicht steuerpflichtig.
Anbieter und Tarife Private Pflegeversicherung
Marktführende Versicherer der Pflegezusatzversicherung
- Allianz: Umfassende Tarife mit flexiblen Bausteinen und Hausnotruf-Service.
- DKV: Leistungen bereits ab Pflegegrad 1 zu 100% bei stationärer Pflege.
- Barmenia: 100% Leistung unabhängig von Pflegegrad und Pflegeform.
- R+V: Testsieger bei verschiedenen Vergleichen mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Auswahlkriterien
- Leistungsumfang: Absicherung aller Pflegegrade und Pflegeformen.
- Beitragsstabilität: Kalkulationsgrundlagen und Alterungsrückstellungen.
- Flexibilität: Anpassungsmöglichkeiten und Optionen.
- Service: Beratung und Schadensregulierung.
Private Krankenversicherung Testsieger
Antragstellung und Gesundheitsprüfung
Gesundheitsprüfung gesundheitsfragen
- Umfang: Gesundheitsfragen zu den letzten 5-10 Jahren.
- Ausnahmen: Pflege-Bahr ohne Gesundheitsprüfung.
- Folgen: Risikozuschläge oder Leistungsausschlüsse möglich.
Antragsprozess: Private Pflegeversicherung abschließen
-
Beratung: Bedarfsanalyse und Tarifvergleich
-
Antragstellung: Ausfüllen des Antrags mit Gesundheitsfragen
-
Prüfung: Risikoprüfung durch die Versicherung
-
Annahme: Vertragsabschluss und Beginn des Versicherungsschutzes
Leistungsfall und Abwicklung
Leistungsantrag: Leistungen im versicherungsfall beantragen
- Voraussetzungen: Anerkannter Pflegegrad durch MD oder MEDICPROOF.
- Unterlagen: Pflegegrad-Bescheid und ggf. weitere Nachweise.
- Bearbeitungszeit: Meist 2-4 Wochen nach Vollständigkeit der Unterlagen.
Auszahlung: Wann zahlt Pflegezusatzversicherung
- Pflegetagegeld: Monatliche Auszahlung ohne weitere Nachweise.
- Pflegekostenversicherung: Erstattung nach Vorlage der Rechnungen.
- Pflege-Bahr: Monatliche Auszahlung entsprechend der Staffelung.
Tipps für den Abschluss
Optimaler Abschlusszeitpunkt: Wann Pflegezusatzversicherung abschließen
- Alter: Je früher, desto günstiger die Beiträge.
- Gesundheitszustand: Solange noch keine Vorerkrankungen vorliegen.
- Finanzielle Situation: Wenn die Beiträge langfristig tragbar sind.
Tarifwahl: Welcher Tarif von welchem Anbieter ist am besten?
- Bedarfsanalyse: Ermittlung der persönlichen Versorgungslücke.
- Vergleich: Mindestens 3-5 Angebote einholen.
- Flexibilität: Auf Anpassungsmöglichkeiten achten.
Häufige Fehler vermeiden
- Zu niedrige Absicherung: Inflation und Kostensteigerungen berücksichtigen.
- Zu späte Entscheidung: Höhere Beiträge und schlechtere Annahme im Alter.
- Falscher Tariftyp: Pflegetagegeld ist meist die bessere Wahl.
FAQ – Häufig gestellte Fragen Private Pflegeversicherung Leistungen
Wann ist eine private Pflegezusatzversicherung sinnvoll?
Eine private Pflegezusatzversicherung ist grundsätzlich für jeden sinnvoll, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Grundschutz bietet. Besonders empfehlenswert ist sie für Personen mit mittlerem bis höherem Einkommen, die ihren Lebensstandard im Pflegefall aufrechterhalten möchten. Je früher der Abschluss erfolgt, desto günstiger sind die Beiträge.
Welche Pflegezusatzversicherung ist die beste?
Die beste Pflegezusatzversicherung gibt es nicht pauschal. Die Wahl hängt von individuellen Bedürfnissen ab. Pflegetagegeldversicherungen bieten die meiste Flexibilität, während der Pflege-Bahr für Menschen mit Vorerkrankungen attraktiv ist. Wichtig sind eine umfassende Bedarfsanalyse und der Vergleich verschiedener Anbieter.
Wie hoch sollte die Absicherung sein?
Die Absicherung sollte die persönliche Versorgungslücke schließen. Als Faustregel gilt: 30-50 Euro Pflegetagegeld pro Tag oder 900-1.500 Euro monatlich. Bei höherem Einkommen oder Vermögen kann eine höhere Absicherung sinnvoll sein. Die Inflation sollte durch Dynamik-Klauseln berücksichtigt werden.
Kann ich mehrere Pflegezusatzversicherungen abschließen?
Ja, der Abschluss mehrerer Pflegezusatzversicherungen ist möglich und oft sogar sinnvoll. Beispielsweise kann eine Kombination aus Pflegetagegeld und Pflege-Bahr die optimale Absicherung bieten. Wichtig ist, dass die Gesamtabsicherung angemessen ist und keine Überversicherung entsteht.
Was passiert, wenn ich die Beiträge nicht mehr zahlen kann?
Bei finanziellen Schwierigkeiten gibt es verschiedene Optionen: Beitragsfreistellung mit reduzierter Leistung, Beitragsstundung oder Vertragskündigung. Viele Versicher bieten auch Optionen wie Beitragsreduzierung oder Ruhestellung an. Eine Kündigung sollte nur als letztes Mittel gewählt werden, da bereits gezahlte Beiträge meist verloren gehen.
Die private Pflegezusatzversicherung ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Durch die richtige Wahl und rechtzeitigen Abschluss können Sie sich vor den finanziellen Folgen der Pflegebedürftigkeit schützen und Ihre Selbstbestimmung im Alter bewahren.