Gesundheit
Studie: Weniger Demenzerkrankungen in Zukunft als gedacht
11. Juni 2012
Der so genannte Demographische Wandel, also die stetige Zunahme des durchschnittlichen Alters in der Bevölkerungsstruktur, wird allenthalben in sämtlichen Diskussionen gerne als Vorwand genommen, um steigende Kosten im deutschen Gesundheitswesen festmachen zu wollen. Das Rentenalter wurde auf 67 angehoben, die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung steigen weiter an und wurden von den paritätischen Arbeitgeberanteilen entkoppelt.
Doch neue Studien aus den Niederlanden legen die Vermutung nahe, dass zumindest die befürchtete Zunahme der Demenzerkrankungen nicht in der Form eintreten wird, wie bislang prognostiziert. Dementsprechend könnten die immensen Kosten für die Behandlung der Demenz in Zukunft niedriger ausfallen, als bislang angenommen wird.
Demenz-Studie aus Rotterdam
Inhaltsverzeichnis
Die Studie aus Rotterdam, welche in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, gibt an, dass die Zunahme der Demenzerkrankung weniger stark zunehmen werde, als sie eigentlich anhand der Altersstruktur zu erwarten wäre. Die Studienmacher hatten jeweils zwei Untersuchungsgruppen eingerichtet.
Die Erste wurde 1990 von 5730 kognitiv gesunden Menschen im Alter von 55 Jahren gebildet, die zweite folgte zehn Jahre später mit 1800 Menschen desselben Alters. Fünf Jahre lang wurden die Probanden auf erste Anzeichen einer Demenz untersucht und kontrolliert.
Das Ergebnis kam überraschend; während aus der Gruppe aus 1990 durchschnittlich 6,6 Menschen aus Tausend an Demenz erkrankten, sank diese Zahl auf 4,9 Demenzerkrankten aus dem Jahrgang 2000. Dieser Abfall der Demenzerkrankung sei kein Zufall, so die Studienmacher. Als Gründe führen die Studienmacher eine verbesserte medizinische Versorgung an, zudem habe sich der Lebenswandel geändert.
Alterungsrückstellungen in der PKV
Während in der gesetzlichen Krankenversicherung ein Umlageverfahren zur Finanzierung genutzt wird (Arbeitende zahlen für Rentner etc. mit) wird, müssen die Privaten Krankenversicherungen so genannte Alterungsrückstellungen parat halten. Diese sollen helfen die Beiträge in der Zukunft möglichst gering zu halten. Eine derartige Vorbereitung existiert in der GKV nicht. Bislang haben die Anbieter der PKV somit 160 Milliarden Euro ansparen können.
Insgesamt werden die Auswirkungen des so genannten Demographischen Wandels in den Medien, aber auch in der Politik, (bewusst?) übertrieben. Mittelfristig ergeben sich handfeste Probleme in den Sozialversicherungseinrichtungen, doch langfristig wird sich die Bevölkerungsstruktur wieder einpendeln.
Lohnniveau in Deutschland als Problem
Ferner kommt es in der GKV nicht auf die Anzahl der Beitragszahler an, sondern insgesamt auf die Summe die eingezahlt wird. Wenn nun in Deutschland die Löhne in den vergangenen zehn Jahren stagnieren, hat dies mittelbare Folgen für die Sozialkassen. Auch der so genannte Niedriglohnsektor wirft kaum etwas für die Sozialversicherung ab. Hingegen liegen die Kosten im Gesundheitswesen seit Jahren bei ca. zehn bis elf Prozent des BIP. Absolut sind die Kosten gestiegen, in Relation hingegen verharren sie auf einem stabilen Niveau.
So gesehen müssen die Kosten des Demographischen Wandels anders aufgefasst werden. Sinnvoller ist eine Vorsorge, viele Alterskrankheiten können durch den Lebenswandel beeinflusst werden. Demographischer Wandel als Argument für gewisse Kürzungen können so nicht geltend gemacht werden.