zum Inhalt

Gesundheit

PIP Brustimplantate: Italienische Ärzte verklagen TÜV-Rheinland

2. Februar 2012

Nachdem viele der betroffenen Frauen mittlerweile eine Klage gegen die französische Herstellerfirma PIP eingereicht haben, sind nun auch erste Klagen von italienischen Ärzten gegen die Firma sowie den deutschen TÜV-Rheinland eingegangen, welcher den gefährlichen Brustimplantaten die Zulassung für den deutschen Markt bescheinigte. Nachdem sich bereits Gesundheitsminister Daniel Bahr für strengere Regeln und häufiger Prüfungen bei medizinischen Produkten ausgesprochen hatte, setzt sich nun auch Frankreich für eine stärke Regulierung in diesem Bereich ein.

Chirurgen klagen gegen TÜV-Rheinland

Neben den Gesundheitsministerien Deutschlands und Frankreich empfahlen nun auch die belgischen Behörden, die Brustimplantate der französischen Firma PIP entfernen zu lassen. Das Risiko eines reißenden Implantats sei einfach zu groß. Unterdessen reichten italienische Chirurgen neben einer Klage gegen die Herstellerfirma PIP auch eine Klage gegen den TÜV-Rheinland ein, welcher den PIP-Implantaten gesundheitliche Unbedenkbarkeit bescheinigt hatte. Die Klage wurde vor einem Gericht in Rom eingereicht, die Chirurgen fühlen sich durch den TÜV-Rheinland getäuscht, da das Produkt ein TÜV-Siegel aufwies.

Verhalten des TÜV-Rheinland stark in der Kritik

Anstelle von medizinischem Silikon hatte die französische Herstellerfirma PIP jahrelang Silikon aus der Industrie verwendet. Dieses ist in der Medizin nicht zugelassen und kann beim Platzen eines Implantats zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Bei den dem TÜV-Rheinland vorgelegten Proben bei der Zulassungsprüfung hätten die Implantate einwandfreies medizinisches Silikon enthalten. Auch bei späteren Nachprüfung konnte der TÜV keine Mängel feststellen. Viele Institutionen und auch Gesundheitsminister Daniel Bahr kritisieren hier das Verhalten des TÜVs, der keine unangekündigten Überprüfungen des Herstellungsprozesses durchgeführt hatte. Es sei jedoch nicht unsere Aufgabe das verwendete Silikon, sondern lediglich den Herstellungsprozess zu überwachen, argumentierte der TÜV-Rheinland in einer Stellungnahme.

Frankreich fordert stärkere Kontrollen für medizinische Produkte

Frankreich strebt nun deutlich strengere Regeln für den Einsatz und die Zulassung von medizinischen Produkten an. Dafür hat der EU-Staat eine umfassende Änderung der EU-Richtlinien vorgesehen. Hersteller von Implantaten und ähnlichen medizinischen Produkten sollen so in der Zukunft deutlich strenger überwacht werden. Insgesamt sind nach Schätzungen rund 300.000 Implantate weltweit verpflanzt worden.