zum Inhalt

Gesundheit

Ärzte im Krankenhaus mit Überstunden überfordert

18. Februar 2011

In den vergangenen Jahren hat sich im Klinikalltag sehr viel verändert. Viele ältere Ärzte sind in den Ruhestand eingetreten und haben freie Stellen hinterlassen. In einer Umfrage des Marburger Bundes, die am 16. Februar veröffentlicht wurde, schilderten Ärzte ihren Alltag in deutschen Kliniken. Die rund 12.000 Befragten antworteten im Rahmen der Umfrage, dass pro Abteilung in Krankenhäusern rund 1,5 Stellen unbesetzt seien.

12.000 unbesetzte Stellen in Krankenhäusern

In der Hochrechnung bedeutet dies, dass in Deutschland in den rund 8.500 Krankenhaus-Abteilungen etwa 12.000 Stellen in Krankenhäusern nicht besetzt werden können.

Diese Zahl ist damit doppelt so hoch wie ursprünglich angenommen. Rudolf Henke, der Vorsitzende des Marburger Bundes, geht nun davon aus, dass die Zahl der unbesetzten Stellen numerisch unterschätzt wurde. Bisher stützten sich die Angaben auf Zahlen des Deutschen Krankenhausinstitutes, wo etwa 5.000 – 6.000 Stellen als unbesetzt gemeldet werden.

Mangel an Ärzten im Krankenhaus unterschätzt

Den Mangel an Ärzten müssen derzeit die vorhandenen Mediziner ausgleichen. Dies bedeutet, dass zahlreiche Überstunden absolviert werden müssen, um die Versorgung in den Kliniken aufrecht erhalten zu können. Für die Beschäftigten bedeutet dies nicht selten Arbeitszeiten von bis zu 55 Wochenstunden, wodurch viele Ärzte nicht nur übermüdet, sondern oft auch gereizt und unkonzentriert sind.

Überstunden und damit mangelnde Konzentration der Belegärzte führt zu Fehldiagnosen

Wie in einer aktuellen Studie der Gutachterkommission festgestellt wurde, sind Diagnosefehler bei Ärzten vor allem auf mangelhafte Diagnosen zurückzuführen. Und diese mangelhaften Diagnosen würden durch die erhöhte Anzahl an Überstunden noch gefördert.

Zudem könnten sich Ärzte kaum ausreichend Zeit für die Behandlung der Menschen nehmen und die Diagnose nur anhand von Indizien stellen. Der Marburger Bund will diese Problematik daher jetzt öffentlich machen, um in Zukunft Ärztefehler vermeiden zu können.

Wertvolle Arbeitszeit für Schreibarbeit vergeudet

Eine weitere Problematik ist die vermehrte Schreibarbeit, denen sich Ärzte in den Krankenhäusern widmen müssen. Durchschnittlich, so die Ärztegewerkschaft, müssten Klinikärzte pro Tag rund zwei Stunden Arbeit am Schreibtisch bewältigen, wodurch wiederum wertvolle Zeit am Patienten verlorengeht. Henke forderte auf dieser Grundlage mehr Geld für die Krankenhäuser.

Seiner Ansicht nach müssten Gelder im niedrigen einstelligen Milliardenbereich aufgewandt werden. Diese Forderungen werden jedoch vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen zurückgewiesen. Sie forderten demgegenüber eine Modernisierung des deutschen Krankenhauswesens, wodurch das benötigte Geld sicher eingespart werden kann.