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PKV

PKV: Unisex-Tarife könnten zu zahlreichen Tarif-Wechseln führen

10. Februar 2012

Im vergangenen Jahr hatte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil die Einführung von Unisex-Tarife für die private Krankenversicherung veranlasst. Alle privaten Krankenversicherer dürfen daher ab dem 21.12.2012 nur noch Unisex-Tarife für ihre Neukunden anbieten. Da der EuGh jedoch offenließ, ob die Unisex-Tarife nun auch für Bestandskunden gelten und auch das deutsche Finanzministerium keine Entscheidung zu diesem Thema traf, rechnen Experten mit einer Vielzahl an Tarifwechseln, da es für eine Einführung der Tarife für die Bestandskunden bereits zu spät sein dürfte.

Vieles spricht gegen eine Ausweitung auf die Bestandskunden

Seit dem Urteil entbrechen immer wieder Diskussionen darüber, ob eine Einführung der Unisex-Tarife für bereits bestehende Kunden auch sinnvoll ist oder nicht. Viele Experten sind einstimmig der Meinung, dass mit der Einführung der Unisex-Tarife neben der Vertragsfreiheit auch die Eigentumsgarantie der privaten Krankenversicherer verletzt werde. Dieser Meinung ist auch Prof. Dr. Dr. Josef Isensee, der erst vor kurzem ein entsprechendes Gutachten anfertigte, welches die Continentale Krankenversicherung nun hervorbrachte. Er sehe keinen Grund dafür, die Unisex-Tarife auch auf Bestandskunden auszuweiten, da dies lediglich für einige private Krankenversicherer einen Vorteil hätte.

Krankenversicherer rechnen mit zahlreichen Wechseln in günstigere Tarife

Viele Krankenversicherer befürchten jedoch, dass viele Versicherte aufgrund ihres Tarifwechselrechts nach der Einführung der Unisex-Tarife in die günstigeren neuen Tarife wechseln könnten. Eine Ausweitung der Unisex-Tarife auf Bestandskunden könnte ein derartiges Verhalten verhindern, ist jedoch rechtlich bedenklich. Auch die Debeka Krankenversicherung sprach sich in den letzten Monaten für eine Einführung der Unisex-Tarife auf die Bestandskunden aus, um eine derartige Problematik zu verhindern. Zudem könnten besonders jüngere und gesundere Menschen in die neuen Tarife wechseln, was zu einer schnelleren Vergreisung der alten Tarife führen würde.

Stellungnahme des PKV-Verbandes steht weiterhin aus

Sollten zu viele Versicherte einen Wechsel in die neuen Tarife in Erwägung ziehen, so könnte es hier schnell zu einer Unterkalkulation kommen und die Krankenversicherer müssten die Tarifeaus der eigenen Tasche subventionieren. Eine Äußerung des PKV-Verbandes zu diesen Bedenken der Krankenversicherer steht bisher auch aus, auch das Bundesfinanzministerium hat sich bisweilen zu diesem Thema noch nicht geäußert.